5 Tipps gegen Nervosität und Stress bei Kindern

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Stress und die möglichen Auswirkungen auf Körper und Seele:

Wenn der Körper unter Stress steht, setzt er das Hormon Cortisol frei. Selbst Kleinigkeiten im Alltag können bei Kindern (und natürlich auch bei Erwachsenen) das Hormon freisetzen. Der Körper benötigt Cortisol um ein gesundes Energielevel zu halten. Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel kann allerdings die Gesundheit negativ beeinflussen. Dauerstress kann das Hirnwachstum verlangsamen und damit auch das Erlernen sozialer und emotionaler Fähigkeiten verzögern. Durch kontinuierlichen Stress wird der Körper dauerhaft im Kampf- oder Fluchtmodus gehalten, das ist von der Natur so nicht vorgesehen. Stressmomente sollten immer nur kurzfristig dem Körper zugemutet werden und dann sollten die Stresshormone wieder langsam abgebaut werden, um in einen „Normalzustand“ zu kommen.

Den Ablauf von einer Gefahrensituation kann man in drei Phasen einteilen. 1.Die Alarmreaktion: Schnelle Bereitstellung von Energiereserven durch Stresshormone (unter anderem Cortisol – das Ganze ist natürlich ein sehr komplexer Vorgang, auf den ich hier nicht näher eingehe). 2.Widerstandsstadium: In dieser Phase ist der Körper bestrebt, die Ausgangssituation wieder herzustellen und den Stress abzubauen. Diese Phase kann nur eine gewisse Zeit aufrecht erhalten werden. 3.Erschöpfungsstadium: Ist man durchgehend oder immer wieder in Phase 1, kommt man in Phase 2 nicht mehr richtig zur Ruhe und landet in Stadium 3. Im Erschöpfungszustand kann es zu langfristigen gesundheitlichen Schädigungen kommen, wie psychosomatische, psychische Störungen oder auch körperliche Probleme den Magen-Darm-Trakt, Herz-Kreislauf oder auch die Haut betreffend.

Tatsächlich gibt es immer mehr Kleinkinder, Schulkinder und Jugendliche, die unter Stress leiden. So einen Kreislauf möchten wir für unsere Kinder natürlich nicht!

Was kann mein Kind denn überhaupt stressen?

Das ist natürlich ziemlich individuell, jeder Mensch reagiert anders auf bestimmte Situationen. Die folgenden Punkte sind deswegen generell zu verstehen und müssen natürlich nicht für jedes Kind in Frage kommen! Es lässt sich grob einteilen in den Bereich ANGST und in den Bereich REIZÜBERFLUTUNG. Beides kann zu Stress führen.

Viele Kinder erleben Angst in bestimmten Situationen oder vor bestimmten Personen. Außerdem leiden einige Kinder (gerade im Baby und Kleinkindalter) unter Trennungsangst.

Aber auch Reizüberflutung kann Kinder stressen. Keine Rückzugsmöglichkeiten im Kindergarten, es ist zu laut beim Turnen, auf der Kirmes waren soviele Leute und es war laut, im Kinderzimmer ist zuviel Spielzeug, es ist zu heiß, Leistungsdruck (Zum Beispiel im Kindergarten, in der Schule oder auch Zuhause wird zuviel erwartet). Die Liste kann natürlich noch unendlich weitergeführt werden. Und noch einmal möchte ich betonen, dass das ganze sehr individuell ist. Ein Kirmesbesuch kann ein Kind absolut überfordern und stressen und ein anderes Kind kann dadurch vielleicht sogar Stress abbauen. Beobachtet eure Kinder und seid achtsam!

Wie erkenne ich, dass mein Kind gestresst ist?

  • es ist plötzlich anders / ängstlicher / unruhiger/ macht wieder Rückschritte
  • Kind zieht sich zurück, ist oft gelangweilt und teilnahmslos
  • es leidet unter Schlafproblemen und Appettitlosigkeit
  • körperliche Beschwerden wie Bauch-, Kopfweh oder Übelkeit
  • Kind ist unruhig und zeigt aggressives Verhalten
  • viel Schnuller oder Daumenlutschen / Fingernägelkauen/ Zähne knirschen/ Lippe aufbeißen
  • Mädchen verschließen sich übrigens eher und Jungen neigen schneller zu Aggressionen

Die Symptome KÖNNEN ein Anzeichen für Stress sein, müssen aber nicht! Stress ist per se nicht schlimm. Wenn er vor bestimmten Situationen auftritt ist es absolut normal und auch evolutionär vorgesehen. Problematisch wird es erst, wenn Stress zu einem Dauerzustand wird.

Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, gibt es nun 5 Tipps um Stress zu reduzieren und abzubauen.

Wenn ihr den Verdacht habt, dass euer Kind unter Unruhe oder Stress leidet, findet erst einmal heraus, was genau euer Kind stresst. (Manchmal leichter gesagt als getan. Ich weiß! Aber genaues Hinsehen lohnt sich!)

1.Erfüllung der Grundbedürfnisse. Dabei handelt es sich um Essen, Trinken, Schlafen und Bewegung. Wie sieht es da bei eurem Kind aus? Werden die Bedürfnisse regelmäßig erfüllt? Oder gibt es da ggf. eine Baustelle? Schläft das Kind vielleicht nicht genug oder ist das Kind besonders unruhig, nachdem es eine Tafel Schokolade verdrückt hat?! Schaut genau hin und geht eure Tagesstruktur einmal durch. Außerdem könnt ihr euch fragen, ob es bestimmte Vorkommnisse gab. Konflikte im Kindergarten/ in der Schule/ mit Freunden?! Seid aufmerksam, redet mit eurem Kind, hört aktiv zu und beobachtet es einfach.

2.Singt mit eurem Kind. Singen baut nachweislich Stresshormone im Körper ab und entspannt. Selber singen ist wirkungsvoller und ist stimmungsaufhellender als nur Musik anzuhören. Besonders wirksam ist klassische Musik. Außerdem stärkt singen das Immunsystem. Also los gehts! Ob unter der Dusche, im Auto oder im Chor …egal Hauptsache singen :-).

2.Bindungsspiele. Durch Bindungsspiele können Anspannungen, Ängste und Stress gelöst werden. Gerade bei Stress bieten sich Nonsens-, Machtumkehrspiele und generell Spiele mit Körperkontakt an. Bei einem Nonsensspiel geht es darum extra Quatsch zu erzählen und das Ganze auch so zu betonen, dass sofort klar ist, dass es Quatsch ist. Ziel ist es, dass das Kind lacht und durch das Lachen kommt es auf körperlicher und psychischer Ebene zum Abbau von Anspannungen. Hier ein Beispiel: Ich habe letztens folgendes zu meinem Sohn gesagt: „Puh, ich bin heute so müde (das stimmte), wer fährt uns denn dann gleich mit dem Auto nach Hause? Hmm… Dann musst du wohl fahren, oder (was natürlich nicht Ernst gemeint war)?“ Da fing mein Sohn schon an zu lachen und sagte prustend „Nein, Mama!“ Daraufhin stieg ich weiter ein „Ach klar, langsam kannst du doch mal selber fahren, dann setze ich mich hinten in deinen Sitz.“ Er lachte sich schlapp. Ich machte noch ein wenig weiter. Natürlich war meinem Sohn die ganze Zeit klar, dass es sich um Spaß handelte, aber die Tatsache, dass ich alles ganz ernst sagte, brachte ihn zum Lachen. Dies ist natürlich nur eine von unzählingen Möglichkeiten, ein Nonsensspiel in den Alltag mit einzubauen. Mein Sohn findet auch „Verbot spielen“ immer ganz toll. Dabei verbiete ich ihm immer alles ganz streng. „Nein, du darfst jetzt kein Lego spielen, na legst du das wohl wieder hin! Hinlegen habe ich gesagt. Du bist 5 da darf man doch nicht spielen, du musst doch zur Arbeit“ Oder auch „Es werden jetzt nicht die Zähne geputzt! Nein! Zahnbürste weg. Also ich glaube, ich spinne. Ich hab gesagt, Zahnbürste weg!“ Das mag sich jetzt etwas manipulativ anhören, aber tatsächlich ist es so, dass die Kinder das auch nur soweit mitmachen, wie sie möchten. Ziel ist immer ein Lachen und nicht ein kleines Lächeln, sondern wirklich ein Kaputtlachen. Fängt das Kind nicht an zu lachen oder guckt verwirrt oder fängt gar an zu weinen. Sofort stoppen! Dasselbe gilt auch für die Machtumkehrspiele. Dabei ist es so, dass das Kind die „Macht“ übernimmt und nun bestimmt. Das Ganze kann dann zum Beispiel so aussehen. „Du hast ja einen Teddy. Ich habe sooo dolle Angst vor Teddys!“ Dann versteckt man sich vielleicht oder geht etwas weg. „Ich habe so Angst!“. Meist kommt das Kind dann extra mit dem Teddy an und lacht. Auch dabei gibt es wieder einige Möglichkeiten. In einem zukünftigen Post schreibe ich einmal ausführlicher über bestimmte Spielideen! Bei Spielen mit Körperkontakt wird das Kind zu Körperkontakt ermutigt, natürlich müssen die Grenzen des Kindes jederzeit respektiert werden! Ein Beispiel dafür wäre das Spiel „Wer kommt in meine Arme“, bei dem das Kind ermutigt wird, in die offenen Arme zu laufen und dann gedrückt oder ein wenig gedreht wird.

3.Rituale. Rituale im Alltag geben Kindern Halt und Sicherheit. Es geht dabei nicht darum, dass sich starr an bestimmte Abläufe gehalten werden muss. Es ist völlig okay, manchmal vom eigentlichen Plan abzuweichen, um nicht auch noch durch Rituale Stress zu erzeugen (bei einem selbst und/oder beim Kind). Auch hier könnt ihr erfinderisch sein und euch schöne gemeinsame wiederkehrende Momente erschaffen. Vielleicht habt ihr Ideen aus eurer eigenen Kindheit, die ihr weitergeben wollt. „Mein Vater hat mir Abends immer etwas vorgelesen.“ Oder „Meine Mutter hat mir immer zwei Küssen gegeben, wenn wir uns verabschiedet haben.“ …. Hier folgen ein paar Ideen: Vorm Zu-Bett-Gehen bekommt das Kind eine kleine Fußmassage mit einem beruhigendem Öl (zum Beispiel: Lavendel: Es gibt aber auch vorgefertigte Mischungen, die für Babys und Kleinkinder geeigenet sind. Das Sandmännchen-Öl aus der Bahnhofs-Apotheke wäre zum Beispiel eins). Eine weitere Idee ist es, vor bestimmten Situationen (Kind geht ins Bett / Kind schläft bei Oma und Opa / Abschiedssituation bei Tageseltern, Kindergarten oder Schule/ Kind fällt der Übergang vom Abschied der Eltern hinein in den Schwimmkurs schwer… was es halt alles so gibt :-)) gemeinsam einen bestimmten Glaubenssatz zu sprechen. Den könnt ihr euch zusammen mit eurem Kind überlegen oder manchmal ergibt es sich vielleicht auch einfach so. Sie könnten so lauten „Ich schaffe alles, was ich will“, „Ich bin stark und ich schaffe das“ oder „Ich bin mutig wie ein Löwe“. Auch da gibt es wieder viele verschiedene Möglichkeiten. Wichtig ist, dass es was Positives, Bestärkendes ist. Außerdem stärken liebevolle Gesten ungemein. Wenn du dein Kind in den Kindergarten bringst, dann steck ihm doch bei der Verabschiedung noch schnell eine Hand voll Küsse in die Hosentasche. Solche Kleinigkeiten stärken die Bindung zueinander und geben Kraft. Was für Rituale habt ihr vielleicht schon? Schreib sie unbedingt in die Kommentare, ich lasse mich da auch immer gerne neu inspirieren!

5. Achtsamkeitsübungen im Alltag. Lebe Achtsamkeit vor. Zeige wie es geht. Entschleunigt. Hetzt nicht durch den Tag. Gönnt euch Zeit. Bleibt mal am Straßenrand stehen und bestaunt einen dort wachsenen Löwenzahn. Wie sieht er aus? Welche Farben hat er? Wie fühlt er sich wohl an? Benutzt alle Sinne. Ein Apfel. Wie riecht er, wie schmeckt er, wie hört sich ein Apfel an (hm?!), macht er ein Geräusch, wie hört es sich an, wenn man rein beißt? Geht in die Natur, mit nackten Füßen in einen Bach, Kastanien sammeln! Geht Barfuß und spürt hin, die Natur bietet da so viele Möglichkeiten!

Alle Punkte hören sich im Einzelnen so leicht an, allerdings sind es ja nicht nur die Kinder, die gestresst sind. Sondern der Grundstein wird von uns gelegt und leider sind die meisten Erwachsenen und besonders wir Eltern keine besonders guten Vorbilder in Sachen stressfreiem Alltag. In einem Alltag, in dem man von Termin zu Termin hetzt, es gerade noch so schafft, das Abendessen vorzubereiten und dann gehts auch schon schnell ins Bett, findet sich keine Zeit für die oben genannten Dinge. Deswegen schau erstmal auf dich! Sind über den Tag / die Woche deine Grundbedürfnisse erfüllt? Isst du weitestgehend gesund? Bewegst du dich genug? Bist du regelmäßig an der frischen Luft? Bist du achtsam im Umgang mit dir und deiner Umgebung? Hast auch du liebevolle Rituale für dich? Eine Tasse Tee, wenn die Kinder noch schlafen. Noch eine halbe Stunde nur für dich, bevor du dein Kind aus der Betreuung abholst. Treffen mit guten Freunden, um dein Akku wieder aufzuladen. Bindungsspiele mit deinem Kind, bei denen du dich kaputt lachst.

Du lebst es vor und nur indem du selber nicht dauernd gestresst bist, kannst du dein Kind dabei unterstützen, es nicht auch zu werden.

Du bist mehr als gestresst oder du glaubst das bei deinem Kind die oben genannten Tipps nicht ausreichen, da ihr schon im Kreislauf gefangen seid? Dann hol dir/euch auf jeden Fall Hilfe. Sprech mit deinem Hausarzt bzw. Kinderarzt darüber und leite weitere Schritte ein. Du bist nicht alleine

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