#33 Nachtschreck und Albträume bei Kindern: Ursachen, Symptome und Tipps für Eltern

Albträume bei Kindern

“Mama, ich habe schlecht geträumt! Kann ich mit zu dir ins Bett?” Diese Situation kennen wahrscheinlich die meisten Eltern. Manchmal geht es glimpflich aus und ist am nächsten Tag gleich wieder vergessen. Doch es gibt auch wiederkehrende Albträume bei Kindern bzw. den sogenannten Nachtschreck (pavor nocturnus). Dabei handelt es sich um zwei nichtorganische Schlafstörungen im Kinder- und Jugendalter. 

Wie ist das also, wenn Kinder schlecht träumen? Wann solltest du bei Albträumen bei deinem Kind genauer hinsehen und was ist dieser Nachtschreck eigentlich überhaupt? 

Was Eltern tun können, um die Angst in der Nacht zu zähmen und ob es vielleicht sogar etwas gibt, um dem vorzubeugen, darum geht es in diesem Blogartikel.

Falls du die Inhalte lieber hören statt durchlesen möchtest, lege ich dir meine Podcast-Folge zu diesem Thema ans Herz: #33 Albträume bei Kindern

Definition: Was ist ein Albtraum?

Im Allgemeinen bezeichnen wir einen Traum als “Albtraum”, wenn dieser uns extrem aufwühlt und starke Gefühle wie Angst, Panik oder Unsicherheit aufkommen lässt. Kennst du bestimmt von dir selbst: Wenn du nach einem Albtraum aufwachst, findest du danach meistens nur schwer wieder zur Ruhe.

Wie erleben Kinder Albträume?

Albträume bei Kindern handeln oft von 

Genau wie für uns Erwachsene fühlen sich Albträume auch für Kinder einfach nicht gut an: Je nachdem, was sie im Traum erlebt haben, empfinden Kinder im Traum selbst und meistens auch noch nach dem Erwachen Angst, Panik, Wut oder Trauer. Körperlich zeigen sich Symptome wie Schwitzen, Herzrasen, schnellere Atmung und eine angespannte Muskulatur.

Können Albträume bei Kindern zu Angstzuständen führen?

Regelmäßige Albträume können bei Kindern auch zu Ängsten tagsüber führen. 

Ein Beispiel: Wenn dein Kind immer wieder davon träumt, von dir oder einer anderen Bezugsperson getrennt zu sein, dann wird es natürlich immer versuchen, in eurer Nähe zu sein. 

Auch die “Angst vor der Angst” spielt eine große Rolle, denn aus Angst vor neuen Albträumen fällt dann generell abends das Einschlafen schwerer.

Deswegen ist es wichtig, genauer hinzusehen: Wovor hat dein Kind Angst und wie können wir das auflösen? Eine Möglichkeit, mit der ich in der Praxis sehr gute Erfahrungen mache, sind Narrative.

Darauf sollten Eltern achten

Wenn sich die Situationen häufen, dann stell dir am besten folgende Fragen:

  • Sind die Träume gleich bzw. ähnlich in der Thematik? 
  • Wie geht es deinem Kind damit? Falls ihr es noch nicht getan habt, redet gemeinsam darüber.
  • Wie sieht euer Alltag aktuell aus? 
  • Gibt es etwas, über das sich dein Kind Sorgen macht? 
  • Könnt ihr euren Alltag entspannter gestalten? 

Wenn dein Kind jede Nacht Albträume hat und im Außen gibt es nichts, was die Träume für dich erklären kann, solltet ihr euch Hilfe holen. 

→ Der erste Gang sollte immer zur Kinderärztin bzw. Kinderarzt sein, um mögliche organische Ursachen auszuschließen. 

Welche Ursachen gibt es für Albträume bei Kindern?

Genaue Ursachen sind nicht ganz klar, aber es gibt einige Punkte, die Albträume begünstigen:

  • Die genetische Komponente
  • Mädchen sind etwas öfter betroffen als Jungen
  • Stress
  • Traumatische Erlebnisse
  • Intensive Erlebnisse im Alltag (Scheidung, Konflikte, Probleme in der Schule, …)
  • Nicht altersgemäße Bilder, z. B. im Fernsehen oder Internet

Gibt es eine „Neigung“ zu Albträumen?

Manche Kinder reagieren sensibler auf Situationen, die sie in ihrem Alltag erlebt haben als andere. Kinder, die eher als empfindsam, gefühlsstark oder auch hochsensibel bezeichnet werden, sind manchmal etwas anfälliger für emotionale Träume.

Sind Albträume bei Kindern normal?

Dass dein Kind hin und wieder mal einen Albtraum hat, ist absolut normal. Besonders in der “magischen Phase” ab ca. dem 3. Lebensjahr sind Kinder besonders anfällig für Albträume. Im Vorschulalter von ca. 3 bis 6 Jahren ist für Kinder alles, was in ihrer Vorstellung möglich ist, auch in der Realität möglich – egal ob schöne oder auch nicht so schöne Dinge. Diese ausgeprägte Fantasie begünstigt manchmal das Entstehen von Albträumen. 

Kommen die Träume allerdings regelmäßig vor, sollte man genauer hinsehen.

Wie können Eltern ihrem Kind helfen? - Meine Tipps

Vor dem Einschlafen

Hat dein Kind abends Sorge vor dem Einschlafen aus Angst vor neuen Albträumen?

Dann begleite es dabei, denn jetzt ist der falsche Zeitpunkt, um es dazu zu bringen, alleine einzuschlafen. 

Einschlafrituale können dir und deinem Kind Sicherheit beim zu Bett gehen bieten. In dieser Zeit könnt ihr gemeinsam zur Ruhe kommen. Gleichbleibende Abfolgen können euch dabei unterstützen. Entwickelt eure eigene Routine, z. B. lest immer gemeinsam eine Geschichte oder hört ein Hörspiel an. Oder ihr macht Entspannungsübungen, bringt vor dem Zubettgehen immer erst den Teddy oder die Puppe zu Bett …. Werdet kreativ und macht, was auch immer euch als Einschlafritual gut tut.

Auch Sorgenfresser Puppen, Böseträumefänger, Monsterspray oder ein Sicherheit gebendes Kuscheltier kann deinem Kind helfen.

Wie verlieren Albträume ihren Schrecken? 

Aussagen wie „Es gibt keine Monster“ helfen deinem Kind nicht weiter. Wenn es sich um Ängste handelt, die aus der Fantasie entstanden sind, dann macht euch diese zu Nutze und überlegt euch gemeinsam “fantastische” Schutzmöglichkeiten. Euch fällt bestimmt was tolles ein. 

Ein Beispiel aus meinem Mama-Alltag: Wir haben eine Zeit lang die Monster in unserem Keller mit Pupsgeräuschen verjagt 😉

Wie sollten Eltern bei Albträumen reagieren?

Fragst du dich, wie du dich in der akuten Situation nachts nach einem Albtraum am besten verhältst? 

Bleibe selber ruhig, denn so kannst du deinem Kind dabei helfen, selber wieder zur Ruhe zu kommen. Nach einem Albtraum sind Kinder eigentlich schnell wieder wach und orientiert. Gib deinem Kind Sicherheit und zeige ihm, dass du seine Angst ernst nimmst. Versuche, dein Kind wieder zum Einschlafen zu bekommen. Am nächsten Tag könnt ihr in Ruhe nochmal über den erlebten Traum sprechen – wenn dein Kind mag. 

Nachdem wir nun ausführlich das Thema “Albträume bei Kindern” behandelt haben, möchte ich auf ein zweites nächtliches “Phänomen” eingehen:

Der Nachtschreck (auch Nachtangst) - was ist das?

Der Nachtschreck (pavor nocturnus) ist eine Schlafstörung, die meistens in der Tiefschlafphase auftritt. Vom Zeitpunkt her ist das ca. in den ersten drei Stunden nach dem ins Bett gehen. Auch davon sind besonders häufig Kinder im Alter von 3 – 6 Jahren betroffen – ähnlich wie bei den Albträumen. 

Doch der Nachtschreck hat nichts mit einem Albtraum zu tun: Es handelt sich um eine nichtorganische Schlafstörung im Kinder- und Jugendalter. 

Wichtig!

Dein Kind bekommt davon keinen seelischen oder körperlichen Schaden, auch wenn die Nachtschreck-Situation oft sehr dramatisch nach außen wirkt.

Dein Kind wacht schreiend auf. Meistens findest du dein Kind sitzend im Bett, es weint ganz verzweifelt oder schreit laut oder schlägt vielleicht sogar um sich. Weitere Symptome sind kalter Schweiß und weit aufgerissene Augen.

Jungs erleben etwas häufiger einen Nachtschreck als Mädchen. 

Wie reagiere ich am Besten beim Nachtschreck?

  • Versuche selber ruhig zu bleiben
  • Schütze dein Kind vor Verletzungen
  • Versuche dein Kind nicht zu wecken
  • Halte oder fixiere dein Kind nicht
  • Versuch es mit leiser und sicherer Stimme zu beruhigen
  • Meist ist der Nachtschreck nach etwa 15 Minuten wieder vorbei. 

Nachtschreck vs. Albtraum - wo ist der Unterschied?

Albträume bei Kindern

Behandlungsmöglichkeiten bei wiederkehrenden Albträumen und Nachtschreck

Entspannung und weniger Stress

Wenn dein Kind oft schlecht träumt oder unter Nachtangst leidet, empfehle ich euch als Erstes, Stress aus eurem Alltag zu nehmen. Auch Entspannungsübungen mit deinem Kind eignen sich super. Diese könnt ihr tagsüber machen oder auch direkt vor dem Schlafen gehen. 

Narrative vorlesen

Bei Kindern entstehen Ängste und Sorgen, oft durch nicht zu Ende erzählte Geschichten. 

Ein Beispiel: Dein Kind hat in einem Halbsatz in den Nachrichten zufällig gehört, dass eine Bombe eine Schule zerstört hat. Du weißt, dass das nicht für Kinderohren bestimmt ist und machst schnell den Fernseher aus. Doch die Fantasie deines Kindes läuft bereits auf Hochtouren und übernimmt den Rest …

Das hört sich jetzt natürlich extrem an, aber so etwas passiert Kindern im Alltag ganz oft. Bereits in viel kleineren Situationen bleiben häufig (zu) viele Fragen offen. Diese Fragen beantworten Kinder sich durch ihre eigene Vorstellung dann selbst. Manchmal schlimmer als in der Realität … 

Dabei helfen Geschichten: Ich schreibe deinem Kind gerne ein persönliches Narrativ, um die Angst abzubauen oder die in Realität erlebte Situation im Nachhinein zu verarbeiten. Wie das genau funktioniert, erkläre ich hier.

Mit deinem Kind über seine Träume sprechen

Wovor hatte dein Kind genau Angst? Denn das muss nicht immer das Offensichtliche sein, was wir Erwachsene vielleicht im ersten Moment vermuten. Hör deinem Kind zu und nimm seine Sorgen ernst.

Professionelle Unterstützung suchen

Eine professionelle Behandlungsmöglichkeit und ein wirklich gutes Verfahren, um Albträume loszuwerden, ist EMDR. 

Hast du davon schon einmal gehört?

Dabei berichtet das Kind (wenn es dazu bereit ist!) von seinem Traum. Mit kleinen, professionell angeleiteten Übungen und meiner Unterstützung geht das Kind die beängstigende Situation noch einmal durch, um sie dann richtig verarbeiten zu können. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, buch dir hier gleich ein kostenfreies Kennenlerngespräch.

 

Buchtipp

Bei Angst vor dem Einschlafen und Verlustangst eignet sich das Buch “Wenn das Klaumonster kommt” sehr gut.

Wenn eure Albträume etwas anderes thematisieren, würde ich dieses Buch nicht unbedingt empfehlen. Gerade bei Albträumen sind ganz persönliche individuelle Geschichten am besten.

Hinweis: Ich nehme am Amazon-Partnerprogramm teil und es handelt sich hier um einen Affiliate-Link. Wenn ein Kauf zustande kommt, erhalte ich eine kleine Provision. Der Preis des Artikels bleibt für dich natürlich gleich.

Nachtschreck und Albträumen vorbeugen – geht das?

Dem Nachtschreck kann man nur bedingt vorbeugen. Er tritt meist in einer Phase auf, in der das zentrale Nervensystem sich noch weiter ausbildet. Es wird vermutet, dass der Nachtschreck ausgelöst wird, weil das Nervensystem über- oder auch untererregt wird. Das passiert durch Stress, Übermüdung oder auch bei Erkrankungen. 

Albträume bei Kindern stehen oft in Zusammenhang mit Erlebnissen vom Tag, die verarbeitet werden. Hier kannst du durch Stressvermeidung schon einiges zur Vorbeugung beitragen.

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