#32 Trennungsangst bei Kindern: Das solltest du wissen

Trennungsangst bei Kindern

Trennungsangst bei Kindern hat viele Gesichter, doch eines haben sie gemeinsam: Ohne ihre Bezugsperson fühlen sich betroffene Kinder verloren. Meistens fließen viele Tränen, z. B. wenn die Kleinen allein im Kindergarten oder bei Oma und Opa bleiben sollen. 

Bevor du jetzt mit Schrecken an das letzte Drama bei einer Verabschiedung von deinem Kind denkst, erstmal für alle zum Durchatmen: Viele Kinder durchleben eine Phase mit Trennungsangst, die sich von alleine wieder gibt. Das bedeutet, dass nicht jedes der von mir hier beschriebenen Verhalten einzeln ein Zeichen für eine Trennungs- bzw. Verlustangst als Krankheitsbild sein muss.

Doch was ist Trennungsangst bei Kindern überhaupt? Wie entsteht sie und was kannst du tun, wenn dein Kind betroffen ist?

Die Antworten auf diese Fragen und meine Empfehlung, wann ihr euch professionelle Hilfe holen solltet – das liest du in diesem Blogartikel.

Du möchtest alle Infos lieber direkt auf die Ohren? Dann kannst du dir hier die Podcast-Folge #32 Trennungsangst bei Kindern anhören.

Wie zeigt sich Trennungsangst bei Kindern und wie entsteht sie?

Wenn Kinder unter Trennungsangst leiden, spricht man von einer “anhaltenden, intensiven und entwicklungsmäßig unpassenden Furcht vor der Trennung von einer Bezugsperson”. Normalerweise zeigen sich die (teilweise) heftigen Reaktionen bei der Trennung von der Mama und die betroffenen Kinder versuchen alles, um eine Trennung von der Bezugsperson zu vermeiden. 

💡 Dabei geht es weniger darum, dass sich dein Kind vor der anderen Person, bei der es bleiben soll, fürchtet, sondern vielmehr um die Abwesenheit der Bezugs- oder Bindungsperson. Daher zeigt sich die kindliche Trennungsangst auch bei Oma und Opa oder der Lieblingstante …

Wie entsteht Trennungsangst?

Die Ursachen sind multifaktoriell, also ganz verschieden. Sie können zusammenhängen mit

  • dem Charakter des Kindes und auch der Eltern
  • dem genetischen Einfluss
  • auslösenden Ausnahmesituationen wie einem Todesfall, der Trennung der Eltern oder einem Umzug
  • dem Bindungs- und Erziehungsstil
  • Konflikten in der Ursprungsfamilie
  • Modelllernen
  • eigene Traumata oder Traumata der eigenen Eltern oder Großeltern.

Die Symptome: Wie äußert sich Trennungsangst?

Ich weiß, dass es wahnsinnig anstrengend sein kann, wenn deinem Kind Trennungen von dir so extrem schwer fallen. Du kennst bestimmt auch eine der folgenden Situationen:

  • Dein Kind möchte sich im Kindergarten oder in der Schule nicht von dir trennen.
  • Es versucht, Trennungen so oft es geht zu vermeiden.
  • Die Trennungen werden mit starken Gefühlen begleitet – von Wut bis Trauer ist alles dabei.
  • Übernachtungen bei Freunden oder anderen Familienmitgliedern sind nicht möglich.
  • Der Gedanke an eine Trennung stresst dein Kind extrem.
  • Abends habt ihr Probleme beim zu Bett gehen und dein Kind kommt nicht zur Ruhe.
  • Dein Kind hat Albträume mit passenden Inhalten.

Manchmal entwickeln betroffene Kinder bei Trennungsangst körperliche Symptome wie Bauch- oder Kopfschmerzen. Diese müssen natürlich unbedingt ärztlich abgeklärt werden.

In welchen Situationen tritt Trennungsangst besonders häufig auf?

Kinder, die von Trennungsangst betroffen sind, sind im normalen Alltag, der mit den Bezugspersonen stattfindet, oft ganz normal und absolut unauffällig. Die Problematik kommt erst beim Thema Trennung auf:

  • Ihr befindet euch in der Eingewöhnung im Kindergarten, in der Krippe oder bei der Tagesmutter.
  • Trennungsangst kann sich auch zeigen, wenn dein Kind mit seinem Vater allein bleibt, weil du z. B. eine Verabredung hast oder einfach nur duschen gehen willst.
  • Der Klassiker ist die Abgabesituation im Kindergarten
  • Einschulung
  • Turngruppen, Fußballtraining oder andere Freizeitbeschäftigungen
  • Verabredungen mit Freunden
  • usw. …

Ist Fremdeln ein Symptom für Trennungsangst?

Darauf möchte ich an dieser Stelle nur sehr kurz eingehen. Fremdeln ist keine richtige Trennungsangst, sondern ein normales Phänomen, das ca. ab dem 6. Lebensmonat auftritt.

Was sind Gründe und Ursachen für Trennungsangst bei Kindern?

Vielen Eltern hilft es bereits zu wissen, dass Trennungsangst normal ist. Die Sorge deines Kindes vor einer Trennung (ohne es direkt als Störung bezeichnen zu wollen!) ist erstmal etwas ganz normales und gesundes in der kindlichen Entwicklung. 

Letztendlich ist es genetisch bedingt, denn in der menschlichen Entwicklung geht es vor allem um eins: Unser Überleben. 

Was braucht ein Kind zum Überleben? Bindung – Beziehung – Kontakt 

Alleine ist dein Kind nicht in der Lage sich zu versorgen. Deswegen sind Menschenkinder bis zu einem gewissen Alter komplett abhängig von ihren Bezugspersonen. Klar, dass eine Trennung dann für dein Kind erstmal (lebens-)bedrohlich erscheint. Das hat seinen Ursprung aus ganz natürlichen und evolutionären Gründen.

Wenn ein Kind eine gesunde Bindung zu seiner Bezugsperson hat, dann weiß es, dass es dort sicher ist. Logo, dass es das erstmal nicht so schnell aufgeben möchte, oder? 😉 

Wenn dein Kind dann woanders hin soll, weiß es erstmal nicht, ob es dort auch so gut aufgehoben ist wie bei dir. Dementsprechend ist es sehr kompetent von unseren Kindern, das erstmal nicht so einfach mitzumachen! 😉

In unserem Alltag gehören “Trennungssituationen” – sowohl für einen kurzen als auch mal für einen längeren Zeitraum – zum Leben dazu. Wir gehen arbeiten, haben Arzttermine oder andere Sachen zu erledigen und das Kind wird Trennungen und Verabschiedungen erleben. Das ist völlig in Ordnung! Übrigens ist auch jedes Kind anders: Den einen machen Trennungen wenig aus, anderen fällt es schwerer.

Aber wie gestalten wir diese Trennungen, damit sie dann nicht zu einer Störung oder zu extrem viel Stress für unser Kind führen? 

Trennungsangst überwinden: So kann es klappen

Ich habe einige Tipps und Empfehlungen für dich gesammelt, wie du deinem Kind helfen kannst, die Trennung von dir leichter zu machen:

  • Bereite dein Kind altersgerecht auf Trennungen vor: Gib ihm Orientierung durch die rechtzeitige Ankündigung, dass du etwas vorhast. Mit einem älteren Kind kannst du auch einen gemeinsamen Wochen- oder Tagesplan besprechen.
  • Verabschiede dich immer von deinem Kind und schleiche dich niemals einfach weg.
  • Halte dich an Absprachen mit deinem Kind, sonst empfindet es das als Vertrauensbruch.
  • Führt feste Rituale und einen festen Ablauf bei einer Trennung ein.
  • Schaut euch gemeinsam Bücher zum Thema “Trennung” an. Weiter unten folgen einige Buchempfehlungen von mir.
  • Nimm die Angst deines Kindes ernst, ohne dich selbst hineinzusteigern.
  • Lass deinem Kind Zeit und habe Vertrauen. Dein Kind möchte auch wachsen und selbstständig werden. Aber ohne Druck und in seinem eigenen Tempo.
  • Möchte dein Kind einen Begleiter – also etwas, das es stärkt – mitnehmen? Sucht gemeinsam etwas aus. Vielleicht das Lieblingsbuch, ein Kuscheltier, ein bestimmtes Spielzeug oder ein Foto.
  • Auch Bindungsspiele können deinem Kind zur Vorbereitung auf die nächste Trennungssituation helfen: Spielt z. B. verstecken oder fangen. Bei kleineren Kindern eignet sich “Guck-Guck”. Weitere Anregungen, wie du in schwierigen Situationen spielerisch mit deinem Kind in Kontakt kommen kannst, findest du auch in meinem Online-Workshop “Spielen als Konfliktlöser“.
  • Die richtige Planung: Was braucht dein Kind vor der Trennung? Ist es satt? Ist es wach und fit? Hatte es genug Möglichkeiten, seinen Bindungstank zu füllen?
 

Fallen dir selbst Trennungen vielleicht auch schwer?

Eine Sache, die mir in meinen Coachings mit Müttern immer wieder begegnet: Um dein Kind bei seiner Trennungsangst zu unterstützen, ist es sehr wichtig, dein eigenes Verhalten zu reflektieren. 

Achte als Mama in diesen Situationen mal auf deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse:

  • Wie geht es dir selbst mit einer Trennung? Wie fühlst du dich, wenn du dein Kind zu Oma und Opa gibst oder es in den Kindergarten bringst?
  • Wie war das bei dir bzw. dem anderen Elternteil (dem Kindsvater, deinem Partner bzw. deiner Partnerin) als Kind? Konntet ihr euch gut von euren Bezugspersonen trennen?
  • Wie ist dein jetziges Verhalten bei neuen Situationen oder Übergängen im Alltag?
  • Checke deine Ansprüche an dein Kind. Sind sie angemessen oder verlangst du manchmal vielleicht zu viel für das Alter deines Kindes?

Wenn dich diese Fragen ins Grübeln bringen, dann lass uns das gerne einmal gemeinsam anschauen. In meinen 1:1 Coachings begleite ich Mütter bei ihren aktuellen Themen und unter anderem auch Trennungsangst.

Lass uns gerne sprechen, wie eine Begleitung für dich aussehen könnte. Buch dir gleich ein unverbindliches und kostenfreies Erstgespräch und dann lernen wir uns schon bald persönlich kennen! Ich freue mich auf dich!

Buchempfehlungen

Hinweis: Ich nehme am Amazon-Partnerprogramm teil und es handelt sich hier um Affiliate-Links. Wenn ein Kauf zustande kommt, erhalte ich eine kleine Provision. Der Preis des Artikels bleibt für dich natürlich gleich.

Trennungsangst als Angststörung

Eine Frage, die sich viele Eltern stellen: Bis wann ist Trennungsangst bei Kindern normal?

Natürlich ist das sehr individuell, aber diese Anzeichen können ein Indikator dafür sein, wann du dir Hilfe holen solltest:

  • Die Trennungssituationen belasten regelmäßig stark euren Alltag.
  • Das Thema “Trennung” dominiert euren Alltag.
  • Dein Kind möchte nicht in die Schule, in die Kita oder in den Kindergarten. Dir ist es aber wichtig, dass dein Kind hingeht.
  • Das Thema weckt starke Gefühle bei deinem Kind und / oder bei dir.
  • Du bist einfach unsicher, ob das noch “normal” ist oder vielleicht doch schon eine Angststörung bzw. eine emotionale Störung mit Trennungsangst im Kindesalter vorliegt.

Welche Arten der professionellen Behandlung bzw. Therapie gibt es?

Hat dein Kind die Diagnose “Trennungsangst” gibt es folgende Behandlungsmöglichkeiten:

Die empfohlene Therapieform ist die Verhaltenstherapie. Durch die psychologische Unterstützung erlangt ihr als Familie nicht nur Sicherheit in den einzelnen Situationen, sondern es hilft euch, das Verhalten auch zu verstehen.

Ich finde es sehr wichtig, euch als Eltern zu stärken, damit ihr euer Kind gut begleiten könnt.  Im ersten Schritt gilt es, die Ursache herausfinden und zu verstehen. Denn dann wird das Thema im Ursprung behandelt, statt nur auf das aktuelle Verhalten zu schauen.

Mit dem Traumatherapie Verfahren EMDR können Ängste und Sorgen nochmal durchlebt und so neu erfahren und zugeordnet werden. Gerade bei Kindern ist das eine tolle Methode, um wieder in einen neuen Alltag zu kommen, in dem sich alle sicher und wohl fühlen.

Geschichten, die helfen, Trennungsangst bei Kindern zu lösen

Ich arbeite bei Kindern auch gerne und viel mit Narrativen. Das sind Geschichten, die individuell für jedes Kind und jede erlebte Situation geschrieben werden. Diese können dem Kind helfen, das eigene Erlebte überhaupt erst zu verstehen und nach der Geschichte gestärkt aus dem Erlebten wieder rauszugehen.

Bei Kindern mit Trennungsangst stecken oft Situationen oder Erlebnisse dahinter, die sie unterbewusst belasten und die sie noch nicht gut verarbeitet haben. Genau da setze ich mit Narrativen an: 

In einer ganz individuellen Geschichte erlebt dein Kind oder ein stellvertretender Protagonist (z. B. in Form eines ganz starken Tigers) die erlebte Situation erneut. Doch statt eines negativen Ausgangs, der bei deinem Kind Angst auslöst, geht es gestärkt aus der Situation heraus.

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, dann klicke hier oder höre dir gern noch einmal die Podcast-Folge “#31 Ängste bei Kindern: Das kannst du zu Hause tun.” an. In dieser Episode erzähle ich alles rund um das Thema “Narrative”.

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