EMDR: Wie lange dauert es wirklich, bis Ängste verschwinden?

Immer wieder höre ich in meiner Praxis die Frage: „Alex, wie lange dauert es, bis meine Angst weg ist, wenn ich sie mit EMDR bearbeite?“ Diese Frage ist verständlich, denn wenn wir uns in Therapie begeben, möchten wir natürlich möglichst schnell Ergebnisse sehen. Doch die Antwort auf diese Frage ist komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. In diesem Blogartikel möchte ich einen realistischen Blick darauf werfen, wie EMDR funktioniert und warum der Heilungsprozess bei jedem Menschen unterschiedlich lange dauern kann.
 

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Was ist EMDR?

EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing und ist eine therapeutische Methode, die vor allem bei der Behandlung von Traumata und Angststörungen eingesetzt wird. Die Grundidee von EMDR ist es, belastende Erlebnisse  zu verarbeiten und so die damit verbundenen negativen Emotionen zu reduzieren. Wenn du mehr über EMDR lesen möchtest, findest du hier einen extra Blogartikel über das Verfahren.

Der individuelle Prozess der Heilung

Die Frage, wie schnell EMDR wirkt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es gibt Fälle, in denen Klienten bereits nach einer oder zwei Sitzungen eine deutliche Besserung verspüren. Dies hängt jedoch stark von der Art und Tiefe des Themas ab, das bearbeitet wird. Wenn eine Klientin mit einem spezifischen, isolierten Problem zu mir kommt, kann EMDR in der Tat schnell wirken. Oft kann ein einmaliges, traumatisches Erlebnis in wenigen Sitzungen verarbeitet werden.

Andererseits gibt es auch Themen, die komplexer und tief verwurzelt sind. Manchmal liegen unter der Oberfläche noch weitere ungelöste Themen, die miteinander verwoben sind. In solchen Fällen kann der Heilungsprozess länger dauern. Es ist wichtig zu verstehen, dass dieser Prozess nicht unbedingt langsamer oder weniger effektiv ist – er ist einfach anders.

Die Metapher der offenen Schublade

Um zu verdeutlichen, wie EMDR wirkt, benutze ich gerne die Metapher der offenen Schublade. Stellen wir uns vor, du wurdest als Kind von einem Hund gebissen. Dieses traumatische Erlebnis könnte in einer „Schublade“ in deinem Kopf abgespeichert sein. Wenn diese Schublade nicht richtig geschlossen wurde, können die darin enthaltenen Erinnerungen und Emotionen dein heutiges Verhalten beeinflussen. Jedes Mal, wenn du einem Hund begegnest, könnten die alten Ängste wieder hervorkommen. Und ein eigentlich neutrales Ereigniss völlig anders einfärben.

Mit EMDR schauen wir in deinem Tempo in diese Schublade, sortieren die Erinnerungen neu und schließen sie dann richtig. Auf diese Weise wird es dir möglich, zukünftigen Begegnungen mit Hunden neutraler gegenüberzustehen, ohne dass die alten Ängste wieder hochkommen.

Warum es Zeit braucht

Auch wenn einige Schubladen schnell geschlossen werden können, ist dies nicht immer der Fall. Manchmal gibt es mehrere „offene Schubladen“, die bearbeitet werden müssen, und das kann Zeit in Anspruch nehmen. Es ist wichtig, geduldig zu sein und sich selbst den Raum zu geben, den der Heilungsprozess benötigt. Ungeduld bringt hier nichts – sie kann den Prozess sogar verlangsamen.

Der Wert von Selbstinvestition

Ein weiterer Aspekt, den ich oft höre, ist die Frage nach den Kosten: „Muss ich jetzt viele Stunden bezahlen, um Fortschritte zu sehen?“ Hier möchte ich betonen, dass Therapie eine Investition in die eigene Gesundheit ist. Es geht nicht darum, möglichst schnell fertig zu werden, sondern darum, sich selbst besser zu verstehen, alte Wunden zu heilen und sich einfach besser zu fühlen. Es geht um dein Wohlergehen, was gibst du für Urlaube, technische Geräte oder andere Annehmlichkeiten regelmäßig aus?

Wie du den Heilungsprozess unterstützen kannst

Du kannst den Erfolg deiner EMDR-Therapie aktiv unterstützen, indem du nach den Sitzungen bewusst Zeit für dich nimmst. Statt sofort in den nächsten Termin oder die nächste Verpflichtung zu hetzen, gönn dir ein paar ruhige Momente, um das Erlebte zu verarbeiten. Schreib deine Gedanken und Gefühle auf, reflektiere die Sitzung und integriere das Gelernte in deinen Alltag. Übe die neuen Ressourcen, die du während der Therapie entdeckt hast, immer wieder – sei es ein sicherer Ort, ein Krafttier oder eine bestimmte Körperhaltung, die dir ein gutes Gefühl gibt.

Fazit: Geduld und Vertrauen in den Prozess

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Heilungsprozess mit EMDR individuell unterschiedlich lange dauert. Manche Themen lassen sich schnell verarbeiten, während andere mehr Zeit und Geduld erfordern. Wichtig ist, dass du dich auf den Prozess einlässt und Vertrauen in dich selbst und in die Therapie hast. Es geht nicht darum, wie schnell du zum Ziel kommst, sondern darum, den Weg bewusst und achtsam zu gehen. Letztlich ist es eine Reise zu dir selbst, die dir nicht nur hilft, alte Wunden zu heilen, sondern auch, ein erfüllteres und freieres Leben zu führen.

Wenn du dich dabei von mir unterstützen lassen möchtest, buch dir gerne ein kostenfreies Kennenlerngespräch und wir schauen unverbindlich wie ich dich begleiten kann.


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