#37 Emetophobie Therapie – die Angst vor Übergeben behandeln

Emetophobie Therapie

Emetophobie ist ein Thema, über das selten gesprochen wird, obwohl es das Leben von mehr Menschen beeinflusst, als man denken mag – und das in jedem Alter. Es ist die Angst vor dem Übergeben, eine Phobie, die so einschneidend sein kann, dass sie sogar den Alltag beeinträchtigt. Mit diesem Blogartikel möchte ich über dieses oft missverstandene Thema aufklären und über Methoden zur Emetophobie Therapie informieren.

In meiner Praxis habe ich bereits mehrfach Familien begleitet, die unter den Auswirkungen der Emetophobie leiden:

Ein Beispiel ist ein Junge, den ich vor etwa einem Jahr unterstützen durfte. Er kam zu mir, nachdem er einen heftigen Magen-Darm-Virus durchgemacht und danach eine wahnsinnige Angst vor dem Übergeben entwickelt hatte. Ein anderes Mädchen traute sich nicht mehr, Bus zu fahren, weil ihr einmal im Bus sehr schlecht geworden war. Allein der Gedanke an ein mögliches Übergeben im Bus entwickelte sich zu einer ausgewachsenen Panik.

Und dann ist da eine Mutter, die in Emetophobie Therapie bei mir ist. Sie musste sich vor über zehn Jahren im Urlaub sehr stark übergeben und sehr viele Menschen bekamen das mit. Seitdem meidet sie Urlaube und öffentliche Verkehrsmittel und zieht sich immer mehr zurück. Besonders schwierig wird es für sie, wenn eines ihrer Kinder sich übergeben muss. Das ist für sie kaum auszuhalten und der Hauptgrund, warum sie sich in Emetophobie Therapie begeben hat. 

Solche Geschichten sind keine Seltenheit. Wenn du beim Weiterlesen die Symptome bei dir selbst oder bei jemandem, den du kennst, wiedererkennst, zögere nicht, Unterstützung zu suchen. Es ist möglich, mit dieser Angst umzugehen und effektive Strategien in der Emetophobie Therapie zu entwickeln.

Wie immer kannst du dir die Inhalte meines Blogartikels auch als Podcast-Folge bei Familienstark – der Podcast anhören:

Emetophobie: Was ist das?

Ab wann ist Angst vor Erbrechen krankhaft?

Emetophobie ist die Angst vor dem Übergeben – das kann sich auf das eigene Erbrechen beziehen, das Erbrechen anderer sehen zu müssen oder auch nur die bloße Vorstellung davon. Die Frage, ab wann diese Angst krankhaft ist, lässt sich am besten so beantworten: Sobald sie eine Belastung im Alltag darstellt und bestimmte Kriterien für eine Diagnose erfüllt sind. 

Aber für dich ist nur eins entscheidend: 

Belastet es deinen oder euren (wenn es sich vielleicht um dein Kind handelt) Alltag, dann holt euch Hilfe!

Die Betroffenen haben entweder selbst große Angst vor dem Übergeben oder sie versuchen, Situationen zu vermeiden, in denen sie selbst oder andere sich übergeben könnten. Dazu können zum Beispiel das Fahren auf einem wilden Karussell, Alkohol trinken, das Fahren mit dem Auto oder eine Schiffstour gehören.

Emetophobie Ursachen: Wie entsteht eine Emetophobie?

Man geht davon aus, dass Menschen, die an Emetophobie leiden, eine allgemein höhere Ängstlichkeit aufweisen und ihr Angst außerdem stark körperlich ausdrücken. Häufig zeigen Betroffene auch ein starkes Ekelempfinden. Meistens gibt es eine auslösende Situation, die dann alles weitere in Gang setzt. Plötzlich leben wir nicht mehr im Hier und Jetzt, sondern stecken in der Vergangenheit oder in der Zukunft fest: Das äußert sich in Gedanken wie beispielsweise „Wie schrecklich peinlich war das damals!“ oder „Ich fahre keinen Bus mehr, denn dann könnte mir wieder schlecht werden.“

Angst und Ekel sind Gefühle, die uns schützen sollen:

  • Angst hält uns unter anderem davon ab, leichtsinnige Dinge zu tun, die uns in Gefahr bringen könnten. 
  • Ekel schützt uns vor Krankheiten, die uns oder auch unsere Familie/Gemeinschaft gefährden könnten. 

Das ist alles gut und „überlebens“wichtig für uns Menschen. Allerdings können diese Gefühle bei übermäßiger Ausprägung auch mehr belasten als schützen.

Emetophobie Symptome: Welche Anzeichen weisen auf eine Emetophobie hin?

Die Angst vor dem Übergeben kann sich sowohl durch körperliche als auch psychische Symptome äußern. Einige der häufigsten Symptome sind:

Körperliche Symptome

  • Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz,
  • Schwitzen
  • Mundtrockenheit
  • Atembeschwerden
  • Zittern
  • Beklemmendes Gefühl
  • Übelkeit
  • Unangenehme Empfindungen im Bauch- oder Brustbereich

Psychische Symptome

  • Schwindelgefühl
  • Angst vor Kontrollverlust
  • Angst zu sterben
  • Derealisation oder Depersonalisation (das Gefühl, nicht richtig anwesend zu sein)

Eine genaue Diagnose ist nicht immer leicht zu stellen, da Emetophobie viele Symptome mit anderen, besser bekannten und erforschten Störungsbildern teilt. Bitte keine Selbstdiagnosen! 😊

Kann Erbrechen psychisch sein?

Dass wir Menschen uns übergeben können, ist eine extrem wichtige und sehr schlaue Funktion. Für das Erbrechen ist ein spezieller Bereich unseres Gehirns zuständig und kann durch verschiedene Auslöser aktiviert werden, dazu gehören:

  • Toxische Substanzen im Blut, wie Alkohol
  • Signale aus dem Magen-Darm-Trakt
  • Geruchs- und Geschmacksempfindungen 
  • Ekel
  • Erhöhter Hirndruck (z. B. durch Schädelhirntrauma)

Aber kann Übelkeit auch rein psychischer Natur sein? Ja, das ist durchaus möglich:

Wenn wir gestresst sind, wird unser Sympathikus aktiviert und unser Parasympathikus, der für Entspannung zuständig ist, wird lahmgelegt. Das bedeutet, dass unser Verdauungssystem heruntergefahren wird. Unser Körper steht unter Alarmbereitschaft – Achtung Gefahr! – also, keine Zeit für Verdauung. Das kann zu einem flauen Gefühl im Magen, leichter Übelkeit oder auch Bauchschmerzen führen. 

Ein Teufelskreis: Übelkeit als Folge der Angst vor dem Übergeben

Und genau das kann einen Teufelskreis auslösen und zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden: Wir nehmen das flaue Gefühl im Magen war, interpretieren es und bekommen Angst. Diese Angst verstärkt die Symptome und führt zu noch mehr Angst. So kann Übelkeit von uns durch klassische Konditionierung „herangezüchtet“ werden. 

Es ist also wichtig, zu lernen, was „echte Übelkeit“ ist und was die Übelkeit ist, die aus Angst entsteht. Das kann große Sicherheit geben und tut den meisten Betroffenen extrem gut. 

Welche Folgen hat die Angst vor dem Übergeben?

Die Angst vor dem Übergeben kann weitreichende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben, einschließlich:

  • Einschränkungen im Alltag
  • Gestörtes Essverhalten
  • Auslösen von Panikattacken
  • Soziale Isolation.

Emetophobie – die unerkannte Krankheit: Wie viele Menschen in Deutschland sind betroffen?

Fragst du dich: Sind mein Kind oder ich mit dieser Angst allein? Die Antwort lautet ganz klar: Nein! 

Die Prävalenzrate in der Allgemeinbevölkerung liegt bei ca. 0,1%, die Lebenszeitprävalenz beträgt 0,2%. (Becker et al.,2007).

Das bedeutet, dass 2 von 1.000 Menschen betroffen sind! In einer großen Stadt mit 1,5 Millionen Einwohnern wären das beispielsweise 1.500 Leute. Und das sind nur die erfassten Werte. Man kann davon ausgehen, dass noch mehr Betroffene gibt, die einfach mit den Symptomen und den damit einhergehenden Einschränkungen leben und sich keine Hilfe holen. 

Emetophobie Erfahrungsberichte

In den letzten Jahren hat die Anzahl an Erfahrungsberichten von jungen Menschen, die auf Youtube.de oder vergleichbaren Plattformen über ihre Angst vor dem Übergeben sprechen, deutlich zugenommen. 

Zudem wurde mit EmetAction  die weltweit erste Wohltätigkeitsorganisation für Emetophobie ins Leben gerufen. Ihre Aufgabe ist es, über die Erkrankung aufzuklären, Betroffene zu unterstützen und Hoffnung zu vermitteln. Diese positive Entwicklung lässt darauf hoffen, dass junge Menschen in Zukunft schneller die Hilfe erhalten, die sie benötigen, um ein glückliches und erfülltes Leben ohne die lähmende Angst vor dem Übergeben zu führen.

Quelle: Emetophobie: Die unerkannte Krankheit (aerzteblatt.de)

Hier ist ein  Erfahrungsbericht eines meiner jungen Klienten. Du hast ihn bereits in der Einleitung kennengelernt:

Der Junge mit dem Magen-Darm-Virus in meiner Emetophobie Therapie hat nach und nach gelernt, mit seiner Übelkeit umzugehen. Er hat gelernt, seine Gefühle zu erkennen, er hat seine Übelkeit kennengelernt und achtsam wahrzunehmen, wann sich was wie genau anfühlt. Wir haben Atemtechniken und andere Übungen geübt, die er nun in schwierigen Situationen eigenständig anwenden kann. 

Nach und nach wurden die Symptome weniger, da er durch das Gefühl der Selbstwirksamkeit Sicherheit gewann. Jetzt hat er nur noch in ganz wenigen Situation leichte Übelkeit, mit der er gelernt hat, selbst umzugehen. 

Für mich ist es so schön die Fortschritte und Erfolge mitzuerleben. Er hält mich immer noch zwischendurch auf dem Laufenden. 😊 Zu hören, wie er nun problemlos in die Schule geht und sogar einem Hobby nachgeht, ist wirklich toll! 

Diagnose und Emetophobie Behandlung

Wie wird die krankhafte Angst vor dem Übergeben erkannt?

Wie bereits erwähnt, ist eine Diagnose dieser Erkrankung nicht immer leicht. Es gibt viele Störungen, die ähnliche Symptome aufweisen und es ist nicht ungewöhnlich, dass Emetophobie fälschlicherweise als Essstörung oder Reizdarmsyndrom diagnostiziert wird.

Daher muss eine genaue Diagnostik gemacht werden und es gilt unter anderem folgende Fragen zu klären: Handelt es sich um Emetophobie oder könnte es eine andere Störung sein, wie beispielsweise Schulangst? Ist die Emetophobie eine primäre Erkrankung oder tritt sie als sekundäre Störung in Kombination mit einer anderen Erkrankung auf? Ist sie eher eine Angst- oder eine Zwangsstörung?

Strategien bei der Emetophobie Behandlung:

Jeder von uns ist anders, daher muss auch jede Emetophobie Therapie individuell angepasst werden. Es gibt keine Universallösung, aber mit dem richtigen Ansatz und Unterstützung kann jeder Mensch lernen, mit Emetophobie umzugehen.  

Was hilft gegen die Angst vor dem Übergeben?

Übung to go – Die Bauchatmung 😊

  1. Leg deine Hände auf deinen Bauch. Dies hilft dir, besser wahrzunehmen, wie sich deine Atmung auf deinen Bauch auswirkt.
  2. Atme bewusst tief ein, direkt in deinen Bauch hinein. Dein Bauch sollte sich dabei ausdehnen und rund werden.
  3. Halte deinen Atem kurz an.
  4. Atme dann langsam und kontrolliert aus. Versuche, länger auszuatmen, als du eingeatmet hast. Dein Bauch wird dabei wieder flach.
  5. Wiederhole diese Übung nach Bedarf.

Diese Übung aktiviert unseren Parasympathikus, das ist der Teil unseres Nervensystems, der uns hilft, zur Ruhe zu kommen. Du kannst diese Übung gerne mal ausprobieren. Natürlich ersetzt sie keinen Arzt- oder Therapeutenbesuch. 

Buchempfehlungen

 *Hinweis: Ich nehme am Amazon-Partnerprogramm teil und es handelt sich hier um Affiliate-Links. Wenn ein Kauf zustande kommt, erhalte ich eine kleine Provision. Der Preis des Artikels bleibt für dich natürlich gleich.

Fazit

Emetophobie kann erhebliche Beeinträchtigungen im Alltag verursachen, doch es gibt wirkungsvolle Behandlungsstrategien, wie beispielsweise die EMDR-Therapie. Ich biete diese an und habe bereits vielen Menschen geholfen, ihre Ängste zu überwinden. 

Wenn du selbst betroffen bist oder mehr über EMDR erfahren möchtest, lade ich dich zu einem kostenfreien Kennenlerngespräch  ein. Du bist nicht allein mit deiner Angst! Es gibt Hilfe und Hoffnung, und der erste Schritt besteht darin, das Gespräch zu suchen und Unterstützung zu finden.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner